Stadtwald

Waldfakten

Der größte Teil des zirca 2.500 Hektar großen Stadtwaldes befindet sich im Schwarzwald und erstreckt sich von der Rheinebene bis zu den Schwarzwaldhöhen am Hochkopf. In der Rheinebene (Kinzig-Murg-Rinne) liegen, bedingt durch die traditionell intensive landwirtschaftliche Nutzung und die dichte Besiedelung, nur wenige größere Waldinseln. Der Bereich zwischen der Autobahn und den Schwarzwaldvorbergen ist extrem waldarm.
 
Die Zuwachsbedingungen sind auf den Granit- und Buntsandsteinböden mit wenigen Ausnahmen gut. Geringwüchsige Flächen sind insbesondere die Hochlagen im Bereich Mehliskopf und Hochkopf sowie einige fels- und blocküberlagerte Steilhänge im Bereich Falkenfelsen und Omerskopf.
 
Der Bergwald liegt in den höheren Lagen in einem der niederschlagreichsten Waldgebiete Baden-Württembergs. Der Stadtwald bietet ausgezeichnete Bedingungen für den Aufwuchs naturnaher Bergmischwälder aus Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn und Douglasie (tiefere, trockenere Lagen). Unter Berücksichtigung der Klimaerwärmung dürften die Anteile der für Fichte geeigneten Flächen abnehmen, zumindest in den Höhenlagen ab 600 Metern hat aber der traditionelle Bergmischwald langfristig eine Zukunft. In hügeligen Lagen bis ins Mittelgebirge ist die Fichte langfristig durch trockenheitsresistentere Baumarten wie Douglasie, Eiche oder Kastanie zu ersetzen.
 
In der Kinzig–Murg-Rinne kommen überwiegend grundwasserbeeinflusste Feuchtstandorte vor, die für Erlen- und Pappelwälder günstige Standortvoraussetzungen aufweisen. Einige Flächen sind auch für Stieleichen-Mischwälder geeignet. Einschränkungen ergeben sich jedoch mit Blick auf die Baumart Esche, die durch das Eschentriebsterben seit 2009 in ihrer Vitalität stark beeinträchtigt wird.


Mehr als nur die Summe der Bäume...

Schutz- und Erholungsfunktionen

Neben der Holzproduktion werden im Stadtwald weitere wichtige Funktionen für die Allgemeinheit erfüllt. Im Stadtwald ist im Durchschnitt jede Waldfläche neben der Holzproduktion mit drei weiteren Funktionen belegt. Auf 61 Prozent der Waldfläche erfüllt der Stadtwald besondere Funktionen für die Erholungsnutzung. Der Klima-, Wasser- und Quellschutz steht auf 41 Prozent der Waldflächen im Vordergrund. Der Schonwald Falkenfelsen und das Naturschutzgebiet Waldhägenich sind im besonderen Maße unter naturschutzfachlichen Aspekten hervorzuheben. Diese Waldflächen sind durch ihre Waldstruktur besonders wertvoll und entsprechend durch Gesetze und Verordnungen geschützt.
Der Stadtwald ist aufgrund seiner standörtlichen Vielfalt sehr baumartenreich und stellt mit über 35 Baumarten ein großes Artenspektrum dar. Derzeit liegt das Baumartenverhältnis bei 60 Prozent Nadelbäumen und 40 Prozent Laubbäumen. Wichtigste Baumarten sind die Fichte mit 30 Prozent, die Tanne mit 15 Prozent, die Douglasie mit 13 Prozent und, bei den Laubbäumen, die Buche mit 15 Prozent, gefolgt vom Bergahorn mit sechs Prozent.

Die Baumartenanteile setzen sich im Stadtwald laut der im Jahr 2013 letztmals durchgeführten Betriebsinventur wie folgt dar:
  • Buche
    „Mutter des Waldes" wird sie genannt, weil sie nahezu überall wachsen kann und gute Wuchsbedingungen für viele andere Baumarten schafft. Wie die Tanne ist sie eine Charakterbaumart des Bühler Bergwaldes.
  • Douglasie
    Diese nordamerikanische Nadelbaumart ist seit über 100 Jahren in Bühl zu Hause. In ihrer Heimat wird sie bis zu 1000 Jahre alt und 100 Meter hoch. Die Nadelstreu ist leicht zersetzbar und für die Bodenaktivität besser als Fichtenstreu.
  • Fichte
    Die Fichte ist die bekannteste Nadelbaumart und gehörte nicht zur ursprünglichen Naturwaldgesellschaft des Stadtwaldes. Die Fichte machte nur drei bis fünf Prozent des Schwarzwaldes aus. Sie ist eine anspruchslose und zuwachsstarke Baumart. Deshalb war sie besonders für die Wiederaufforstung der verwüsteten Waldflächen nach der großen Holznot im 18. Jahrhundert geeignet. Die Fichte sollte die Holzversorgung der Volkswirtschaft sicherstellen.
  • Bergahorn
    Waldbaulich dient der Bergahorn neben der auf geeigneten Standorten vorhandenen hohen Wertleistung auch als wertvolle Mischbaumart der Bodenverbesserung und der ökologischen Bereicherung. Die kräftige, aus Verzweigung der Pfahlwurzel entstandene Herzwurzel erschließt den Boden gut. Sie geht in die Tiefe, ohne sich weiter zu verzweigen.
  • Tanne
    Prächtige Tannenwälder prägten einst das Bild des Schwarzwaldes. Die dunkelgrünen, dichten Kronen sind für dessen Namen verantwortlich. Von Natur aus kommt die Tanne, die als „Charakterbaum" des Schwarzwaldes gilt, nur im atlantischen Südwesten vor.

Baumartenanteile
Nadelbäume Holzbodenfläche %
Fichte 30
Weißtanne 15
Douglasie 13
Waldkiefer 2
Sonstige Nadelbäume 0
Summe Nadelbäume 60
Laubbäume Holzbodenfläche %
Rotbuche 15
Roteiche 2
Eiche 2
Bergahorn 6
Gemeine Esche 3
Roterle 4
Balsampappel 1
Vogelbeere 2
Edelkastanie 2
Birke 1
Sonstige Laubbäume 2
Summe Laubbäume 40



Rotwild

Rotwild auf einer WieseDas Rotwild, unsere größte heimische und wildlebende Schalenwildart, kommt in Bühl im Bergwald vor. Die freie Lebensraumwahl des Rothirsches ist aufgrund der dichten Besiedelung durch den Menschen stark eingeschränkt. Die Stadt Bühl ist Modellregion für die Erarbeitung einer „Rotwildkonzeption Nordschwarzwald“.


Reh

RehDas scheue Reh ist ein wahrer "Versteckkünstler": Dicht an den Boden gedrückt, lässt es den ahnungslosen Wanderer vorüberziehen. Obwohl für viele unbemerkt, ist das Reh heute die häufigste Wildart und überall im Stadtwald verbreitet.
 
 



Wildschwein

Wildschwein im WaldWildschweine haben sich in den letzten Jahren rasant vermehrt. Bevorzugt nachts durchwühlen sie auch Wiesen und Äcker auf der Suche nach Nahrung. Entsprechend schwer sind sie zu bejagen.
 
 




Fuchs

FuchsDer Fuchs ist nach der erfolgreichen Tollwutimpfung in den 1980er-Jahren wieder stark auf dem Vormarsch. Die zunehmende Verbreitung des Fuchsbandwurms zwingt uns heute wieder zu einer intensiveren Bejagung.
 




Dachs

DachsEin vorwiegend nachtaktiver Allesfresser, der umfangreiche Erdbauten anlegt, die er im Gegensatz zum Fuchs mit Heu und Laub auspolstert. Nachdem sich der Dachs im Herbst eine zwei bis drei Zentimeter dicke Fettschicht angefressen hat, geht er in eine winterschlafähnliche Ruhephase bis zum Frühjahr.


Hase

Hase auf einer WieseDer Feldhase bevorzugt trocken-warme Areale mit viel Deckungsmöglichkeiten. Der ideale Lebensraum aus mosaikartig zusammengesetzten Wald-, Feld- und Heckenstrukturen ist heute sehr selten geworden.
 
 
 


Auerhuhn

AuerhuhnDer Lebensraum des Auerwildes liegt im nördlichen Klimabereich. Ideale Bedingungen finden die Tiere in großen Nadelbaum-Mischwäldern mit beerenreicher Bodenvegetation und lichten Partien. Die Tiere sind sehr störungsempfindlich und stellen hohe Anforderungen an ihren Lebensraum. Mit Hilfe gezielter Lebensraumgestaltung und Besucherlenkung im Stadtwald soll die Wiederansiedlung auf natürlichem Weg ermöglicht werden.

Umweltfreundliche Erzeugung von Holz guter Qualität und von Brennholz

Durch die Versorgung der Holzindustrie und des verarbeitenden Handwerks mit heimischem Holz wird ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftsleistung und zur Sicherung von Arbeitsplätzen geleistet. Gleichzeitig werden mehr als 90 Prozent der Einnahmen im Stadtwald durch die Produktion von Holz erzielt. Im Wald wird unter anderem Bauholz (Nadelstammholz), wertvolles Möbelholz (Laubstammholz), Holz für Verpackungen und Paletten sowie Brennholz gewonnen.
 
Das Zielsortiment im Bergwald ist in erster Linie Fichten-, Tannen- und Douglasien-stammholz guter Qualität. Die standörtlichen Voraussetzungen für die Nadelholzproduktion sind im Bergwald sehr günstig. In der Rheinebene wird die Produktion von Laubwert- und Möbelhölzern angestrebt. Eine wichtige Funktion haben die Wälder auch für die Brennholzversorgung der örtlichen Bevölkerung. Entsprechende Mengen an Schlagraum und Brennholz werden hierfür bereitgestellt. Grundsätzlich wird im Stadtwald angestrebt, den Hiebsatz etwas unterhalb des laufenden Zuwachses anzusetzen.
Die Sicherstellung der Nachhaltigkeit aller Waldfunktionen, das heißt der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes, steht bei der Waldbewirtschaftung als Oberziel im Vordergrund. 

Die Wirtschaftsziele im Stadtwald sind:

Waldbewirtschaftung

  • Naturnahe und stabile Mischwälder
  • Natürliche und lange Verjüngungszeiträume
  • Der Biotopkapazität angepasste Wildbestände
  • Umweltfreundliche Erzeugung von Holz für die höherwertige stoffliche Verwendung
  • Orientierung der Zielstärken an den Vermarktungsmöglichkeiten
  • Brennholzbereitstellung für die örtliche Bevölkerung
 

Natur- und Artenschutz

  • Erhalt starker Bäume zur Erfüllung der Naturschutz- und Erholungsfunktion
  • Integrativer Naturschutz
  • Erhalt und Entwicklung geschützter Waldlebensräume zum Schutz von seltenen Arten
  • Gezielter Erhalt von Totholz und Ausweisung von Waldflächen, die der natürlichen Alterung und dem Zerfall überlassen werden
  • Anpassung der Waldbewirtschaftung an die Schutzfunktionen
  • Bühler Waldnaturschutzkonzept - Urwaldinseln
 

Erholung und Fremdenverkehr

  • Berücksichtigung der Erholungsschwerpunkte bei der Waldbewirtschaftung
  • Freihaltung der Aussichtspunkte
  • Erhalt und Pflege des Wegenetzes und der Wanderpfade zur Erfüllung der Erholungsfunktion
  • Förderung und Umsetzung waldpädagogischer Aktivitäten
 

Sachkunde, Sozialfunktion

  • Sachkundige Bewirtschaftung durch zertifizierte Forstunternehmer (PEFC) 
  • Erhalt der Ausbildungsgruppe der Forstwirte zur Aufrechterhaltung des angestrebten Waldarbeiterstammes
 

Betriebswirtschaftliche Zielsetzung

  • Hoher Deckungsbeitrag zur Kompensation der forstlichen Kosten
  • Ökokonto als zukünftige zusätzliche Finanzierungsquelle
Im Jahr 2016 hat die Stadt Bühl damit begonnen, ein sogenanntes naturschutzrechtliches Ökokonto aufzubauen. Im Bereich der Falkenfelsen werden hierfür geeignete naturschutzfachliche Aufwertungsmaßnahmen umgesetzt. Eine Fläche von 77 934 Quadratmetern wird nach naturschutzfachlichen Kriterien aufgewertet, die zu einem späteren Zeitpunkt als Kompensation für einen Eingriff in die Natur dienen kann – beispielsweise für die Ausweisung eines Gewerbegebiets. Als Gesamtzeitraum für das Pilotprojekt sind etwa 21 Jahre vorgesehen.
 
Rund um die Falkenfelsen soll ein Großteil des Gebiets mit Nadelbaum-Beständen auf Block- und Felshängen in einen Hainsimsen-Traubeneichenwald umgewandelt werden, der die geeignetste Waldgesellschaft für die bergige, versauerte Lage ist. Nach Entnahme der Nadelbaumarten sollen alle Pionierbaumarten (Birke, Eberesche, Kiefer) und weitere Laubbegleitarten möglichst aus natürlicher Verjüngung entstehen; Traubeneiche soll auf unbestockten Flächen über weitständige Pflanzung ergänzt werden.
 
Soweit Laubbäume vorhanden sind, werden diese als Samenbäume und Biotopbäume sowie zum Schutz des Bodens erhalten. Auf Teilflächen mit „natürlicher offener Felsbildung“ werden Douglasien und Fichten gefällt, um die Besonnung zu erhöhen. Zudem wird angestrebt, im Bereich der mäßig trockenen Block- und Felshänge einen Biotopschutzwald zu begründen. Die Freistellung der Felsen, wie auch der Waldumbau sollen zudem positive Wirkungen auf die gefährdeten Reptilien- und Vogelarten haben.