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Ein Buch, das zum Denken auffordert


Für den aufmerksamen Betrachter im Bühler Stadtgebiet ist ein Steinbuch nichts Ungewöhnliches. Vor der Mediathek befindet sich das „sich aufblätternde alte Buch“. Es ist ein Mahnmal gegen die Bücherverbrennung, das der Künstler Paul Zimmermann 1993 der Stadt schenkte. Auch das deutlich kleinere Buch, das seit heute im Schaufenster des Stadtmuseums ausgestellt ist, ist ein Gedenkstein – und will demgemäß ausdrücklich zum Denken auffordern. Es ist ebenfalls eine Schenkung, direkt an das Stadtgeschichtliche Institut, das als „Gedächtnis der Stadt“ das lokale historische Schriftgut aufbewahrt.

Dieses Buch erinnert an eine Akte im Karlsruher Generallandesarchiv, das die sogenannten Malefizprotokolle der Jahre 1628/29 enthält. 71 Menschen aus der Bühler Region werden darin als „Hexen“ angeklagt, nachdem sie ihre Schuld eingestanden haben. Die Geständnisse entstehen jedoch nicht aus freiem Willen, sondern werden durch mehrtägige „peinliche Verhöre“, das heißt durch Folter, erpresst. Die 48 Frauen und 23 Männer gestehen Taten und Verbrechen, die sie nie begangen haben und klagen Bekannte und selbst Familienangehörige an, dasselbe gemacht zu haben. Sie entgehen damit weiteren Schmerzen zum Preis ihres Lebens.

Das dem Malefizprotokoll nachempfundene Steinbuch ist eine Schenkung an das Stadtgeschichtliche Institut.

Das dem Malefizprotokoll nachempfundene Steinbuch ist eine Schenkung an das Stadtgeschichtliche Institut. Foto: Stadt Bühl / Ina Stirm

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Redakteur / Urheber
Stadt Bühl