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Bedeutender Nachlass


Das Stadtgeschichtliche Institut hat das künstlerische Erbe des Bildhauers Otto Feist, der 1872 in Eisental geboren und 1939 in Karlsruhe verstorben ist, übernommen. Kurz vor dem Jahreswechsel hat die städtische Einrichtung rund 600 Einzelstücke des Künstlers geschenkt bekommen. „Es ist eine Hinterlassenschaft von besonderer Bedeutung und der zweite große Künstler-Nachlass für unser Archiv“, betont Michael Rumpf, Leiter des Stadtgeschichtlichen Instituts. Als Fernziel sei nun eine Ausstellung über Feist und sein künstlerisches Wirken geplant.

Otto Feist kam als Sohn eines Küfers und Landwirts in Eisental zur Welt, seine Mutter stammte aus Moos. Mit 20 Jahren begann er eine Bildhauerlehre an der Großherzoglich Badischen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und arbeitete ab 1895 drei Jahre in der Bildhauerwerkstatt seines Lehrmeisters Adolf Heer. Nach dessen Tod 1898 unterrichtete Feist 25 Jahre lang an der Kunstgewerbeschule als technischer Lehrer für Bildhauerei und plastisches Gestalten. Als 1920 die Kunstgewerbeschule mit der Kunstakademie zur Badischen Landeskunstschule vereinigt wurde und aus Sparzwängen das Lehrpersonal reduziert werden musste, bat er 1923 um seine Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand.

Bereits während seiner Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule war Feist als freischaffender Künstler tätig und wurde auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis (USA) mit einer silbernen Medaille für seine dort ausgestellten Bronzearbeiten ausgezeichnet. Er arbeitete mit verschiedenen Materialien, mit Holz und Ton, mit Marmor und Gips. Neben Grabdenkmälern schuf er sowohl Büsten und Medaillon-Bildnisse für Denkmäler im öffentlichen Raum als auch Statuetten und Figuren für die Wohnungsausstattung des städtischen Bürgertums. Zu seinen Arbeiten zählen etwa die Büste von Friedrich I. am Großherzog-Friedrich-Denkmal im Bühler Stadtgarten und die Erinnerungstafeln an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges an der Pfarrkirche in Eisental.

Ein großer Teil des Nachlasses von Otto Feist gelangte über seine 1973 kinderlos verstorbene Tochter Trude an Veronika Bräunling, die mütterlicherseits mit Trude verwandt ist. Um das künstlerische Erbe des Bildhauers auch für die Zukunft zu bewahren, nahm Bräunling Kontakt mit dem Stadtgeschichtlichen Institut auf, das bis dahin nur über wenige Objekte aus seiner Hand verfügte. Der Nachlass, der gerade verzeichnet wird, umfasst unter anderem Büsten, Statuetten und Reliefarbeiten, aber auch Skizzen und Skizzenbücher, zahlreiche Fotografien und weitere Dokumente.

Als die Spenderin anlässlich des 150. Geburtstags von Otto Feist kürzlich im Institut in Neusatz vorbeischaute, nutzte Michael Rumpf die Gelegenheit, ihr nochmals ausdrücklich im Namen der Stadt für diese Schenkung zu danken. Bis zur angedachten Ausstellung hoffen Rumpf und sein Team darauf, noch weitere Fundstücke des Bildhauers aufspüren zu können oder als Leihgaben zu erhalten – insbesondere in der weitverzweigten Eisentaler Verwandtschaft wird noch eine Reihe von Arbeiten vermutet.

Stadtgeschichtliches Institut übernimmt künstlerisches Erbe von Otto Feist

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Redakteur / Urheber
Stadt Bühl