Beweidung seit 25 Jahren
Der Hochkopf war das Ziel der ersten kommunalen Waldbegehung seit 2019. Die städtische Forstabteilung hatte den Bergrücken, der die höchsten Landschaftsschutzkriterien erfüllt, nicht ohne Grund ausgewählt. Das dortige Beweidungskonzept in Kooperation mit der Gemeinde Ottersweier begeht in diesem Jahr ein Jubiläum. Vor 25 Jahren übernahm Paul Dinger die Beweidung, mittlerweile führt seine Tochter Marianne Burger in zweiter Generation das Konzept fort. 200 Schafe und 60 Ziegen, so informierte die Schäferin, hatte sie in diesem Jahr auf der rund 150 Hektar großen Fläche im Einsatz.
Allgemeines Ziel ist es, einen strukturierten Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Zu diesen zählt auch der Wiesenpieper. Nachdem der ebenfalls bei der Waldbegehung anwesende Biologe Fabian Anger festgestellt hatte, dass die Population des Singvogels auf dem Hochkopf auf ein letztes Brutpaar geschrumpft ist, wurde vergangenen Herbst ein auf den Wiesenpieper abgestimmtes und wissenschaftlich untermauertes Konzept in Abstimmung mit den Regierungspräsidien und der Schäferin umgesetzt: Die Stadt Bühl entfernte auf ihren Schonwald-Flächen hauptsächlich Fichten und einzelne Latschenkiefergruppen, sodass wieder eine offene Grindenfläche mit wenigen Einzelbäumen entstand. Denn offene Grinden sind der Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Vogels sowie auch weiterer seltener Tierarten wie bestimmte Heuschrecken- oder Libellenarten.
Für den zweiten Teil der Waldbegehung verließ die Schar aus Stadt- und Ortschaftsräten sowie Behördenvertretern wieder das Hochkopf-Plateau, um im Natur- und Landschaftsschutzgebiet Waldhägenich mehr über Versuchsparzellen zu erfahren. 2019 waren dort sechs Baumarten (Stieleiche, Wildbirne, Feldahorn, Schwarzpappel, Tulpenbaum, Platane) gepflanzt worden, um für die nassen Böden der Auenwälder tolerante Baumarten als Ersatz für Erle und Esche zu finden. „Nachdem es die ersten drei Jahre nicht gut ausgesehen hatte, sind die Bäume regelrecht explodiert“, berichtete der Leiter der städtischen Forstabteilung, Martin Damm. So habe man aus dem gemeinsam mit dem KIT betriebenen Klimaprojekt Erkenntniswerte mitgenommen, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Pappelwäldern – der Baum ist auf den Versuchsparzellen am besten gewachsen – mit Mischbaumarten, wobei die Wildbirne von Bedeutung ist.
Zuguterletzt informierte Martin Damm über einen vorgesehenen Flächentausch mit Bühlertal. Der Nachbargemeinde gehören im Waldhägenich noch Waldflächen, ebenso ist die Stadt Bühl im Besitz von Flächen auf Bühlertäler Gemarkung. Dieser wertgleiche Tausch soll kommendes Jahr vollzogen werden, nach entsprechenden Beschlüssen der Gemeinderäte.
Forstrevierleiter Manfred Ruf stellte auf dem Hochkopf-Plateau neben dem Beweidungskonzept auch das Projekt zum Schutz des Wiesenpiepers vor.