Straße der Weißen Rose

Die politische Geschichte, wie die Straße zu ihrem Namen kam

Über viele Jahrzehnte galt der Theologe und Volksschriftsteller Alban Stolz als berühmter Bühler Bürgersohn, den man 1928 mit der Benennung einer Straße im neu bebauten Oberamthof- Gelände ehrte.

Spätestens mit der 1994 veröffentlichten Habilitationsschrift des Theologen Michael Langer wurde bekannt, dass der 1808 in Bühl geborene Alban Stolz auch eine dunkle Seite hatte. Langer setzte sich in seiner Arbeit „Zwischen Vorurteil und Aggression. Zum Judenbild in der deutschsprachigen katholischen Volksbildung des 19. Jahrhunderts“ wissenschaftlich mit dem Antisemitismus der katholischen Kirche und explizit mit ihrem Vertreter Alban Stolz auseinander.

Als Volksschriftsteller, dessen Werke einen für diese Zeit enormen Verbreitungsgrad hatten, war Alban Stolz einer der wichtigsten antisemitischen Publizisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seine Wirkungsgeschichte reichte, vor allem im katholischen Milieu, bis weit in das 20. Jahrhundert. Alban Stolz vertrat einen rassisch begründeten Antisemitismus, der weit über den primär religiös bedingten Antijudaismus der Zeit hinausging. Als Multiplikator bestärkte er Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen seiner Leser in ihren antijüdischen Stereotypen.

Der Antrag eines Bühler Bürgers stieß 2018 die Diskussion um eine Umbenennung der Alban-Stolz-Straße erneut an. Zuvor hatte 2016 in Freiburg eine Historikerkommission die Straßennamen geprüft und auch Alban Stolz auf den Index gesetzt. In seiner Sitzung am 16. September 2020 beschloss der Bühler Gemeinderat die Umbenennung der Straße in Straße der Weißen Rose.


Zur Weißen Rose:

Die Mitglieder der studentisch-bürgerlichen Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ gegen das nationalsozialistische Regime bezahlten ihr gewaltloses und mutiges Vorgehen mit dem Leben. Zu ihnen gehörte neben Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst und Prof. Kurt Huber auch Willi Graf, der Bruder der Bühler Ehrenbürgerin Anneliese Knoop-Graf. Zeitlebens setzte sie sich dafür ein, dass die Ideale und der Mut der Widerstandsgruppe als Vorbild für echtes demokratisches Verhalten in Erinnerung blieben.